Biedermeier – was bedeutet diese Zeitspanne? Eigentlich anfangs als eine „Literaturepoche“ bezeichnet, begann diese nach dem Wiener Kongress und endete in etwa nach der Revolution der aufständischen Bürger um 1848. Man interessierte sich immer weniger für das politische Geschehen, neue politische Strömungen wurden oftmals einfach abgelehnt. Man fühlte sich nun mehr mit der Natur verbunden, suchte die Idylle und die Geborgenheit in der Familie und bei Freunden. Die neue Häuslichkeit war ein beliebter Begriff und Harmonie wurde in jedem Bereich angestrebt. Als Parallele zur Romantik entwickelte sich nun die Zeit des Biedermeier. Hier wird auch die künstlerische Freiheit in Literatur und Musik etwas von der Romantik übernommen. Generell bleibt hier die Ausdrucksform aber konservativ und schlicht.
Innere Ruhe, Idylle, Natur und Häuslichkeit – Merkmale des Biedermeier
Hierzu gehörten in der Zeit nach dem Wiener Kongress bis ca. 1850 vor allem die Kunst – Literatur, Theater und Musik. Diese wurde in Theatern, Salons aber auch immer mehr im häuslichen Bereich ausgeübt. Der sich nun frei fühlende Bürger genießt die schönen Künste und verlegt auch Literatur und Musik immer mehr in die eigenen vier Wände. In einer damals patriarchalischen Struktur der Familie war Harmonie wichtig. Das Singen im Familien- und Freundeskreis erlebte eine Renaissance, das Wohnzimmer oder damals die „gute Stube“ oder „Wohnstube“ wurde zum beliebten Treffpunkt von musikbegeisterten Familien und deren Freunden. Harmonie war angesagt. Die Musik der „Frühromantik“ begeisterte viele. Wer immer es sich leisten konnte, hatte ein Klavier in seinem Wohnzimmer stehen und Töchter – und vielleicht auch Söhne – bereicherten das Familienleben mit der inzwischen beliebten „Hausmusik“.
Die Musik erlebt Veränderungen
Die bürgerliche Hausmusik wird modern. Man entdeckt immer mehr, dass das gemeinsame Singen Spaß macht und gründet dazu erfolgreich erste Vereine – nämlich Gesangsvereine. Und es wird getanzt – wo immer es möglich ist – und am liebsten Walzer! Leicht, fröhlich und harmonisch sollte alles sein. In der Musik hat man hier auch ungemein das Bedürfnis nach idyllischer Harmonie und unbeschwerter Leichtigkeit. Und hierzu gehörte natürich auch der Walzer, der von Johann Strauss (Vater) derart volkstümlich eingebracht und populär gemacht wurde, dass er nicht nur in Wien getanzt und geliebt wurde. Tanzveranstaltungen wurden immer beliebter – das Volk lechzte nach Freude, Freiheit, Fröhlichkeit und Frieden! Robert Schumann war zu dieser Zeit schon sehr beliebt und auch Franz Schubert wurde nach seinem frühen Tod sehr verehrt. Die volkstümlichen Lieder von Wilhelm Müller oder auch Alexander Frescas Lieder wurden gerne gehört und oft mitgesungen. Bei Kompositionen aus dieser Zeit ist auch MELUSINA – eine romantische Oper von Franz Grillparzer – nicht zu vergessen. Der zeitgenössische Beethoven dagegen wurde mit seiner Musik eher als Gegenpol des Biedermeier gesehen. Tatsächlich aber gab es eine kräftige Wechselwirkung zwischen der Kunstmusik dieser Zeit und der immer populärer werdenden Volksmusik.
Was überträgt sich vom Biedermeier in die heutige Zeit?
Die Menschen sehnen sich nach Freiheit, Fröhlichkeit, Feiern und Freude mit ihren Mitmenschen! Sie wollen mehr dann je gemeinsam singen – wenn es denn möglich ist! Ob bei Pop- oder Klassik-Konzerten, in der Kirche oder einfach im Familienkreis – da haben wir diese schon damals geliebte Volkstümlichkeit wieder. Und die meisten Menschen lieben Harmonie – im Freundeskreis, in der Familie oder im Beruf. Nicht so weit weg vom Biedermeier … nur die Musik war eine etwas andere!