Seine Ursprünge besitzt der Naturalismus im Realismus, welcher zwischen 1850 und 1890 Bestand hatte. Während jedoch im Realismus die Natur eine Poetisierung erfuhr und das reale Verhältnis eine philosophische und moralische Deutung erhielt, wurden im Naturalismus die natürlichen Verhältnisse genauestens wiedergegeben. Reale Verhältnisse wurden nicht beschönigt, sondern genauestens wiedergegeben. Das Ziel war die Aufdeckung der gesellschaftlichen Realität. Im Grunde könnte man bei Naturalismus von einer Radikalisierung der vorangegangenen Epoche des Realismus sprechen.

Was bedeutet Naturalismus in der Kunst?

Kunstgeschichtlich betraf der Naturalismus vor allem die Strömungen im Theater und in der Literatur gegen Ende der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie trat ab 1880 ein und floss bis ins 20. Jahrhundert hinein. Die Bezeichnung leitet sich aus dem Lateinischen „natura“ (dt. Natur) ab. Wie bereits erwähnt ist die Zeit des Naturalismus mehr eine Steigerung des vorherigen Realismus mit klareren und deutlicheren Darstellungen gesellschaftlicher Missstände. Wichtig ist dabei die Unverblümtheit und Detailtreue, mit welcher die Komponisten in der Musik neue Stücke erschaffen.

Naturwissenschaftler gewinnen außerdem zur selben Zeit enorm an Bedeutung, da unter anderem die Schallplatte, Dampfturbine und der Dieselmotor erfunden werden. Die Industrialisierung verfestigt sich zu diesem Zeitpunkt immer stärker und beeinflusst die Gesellschaft in vielen Gebieten. Philosophen und Denker, dazu zählen unter anderem Sigmund Freud und Charles Darwin, bringen ein völlig neues Bild des Menschen hervor. Der Mensch sei ihrer Meinung nach ein Wesen, welches über eine uneingeschränkte Entscheidungsfreiheit verfüge, dabei werden vor allem die vorherrschenden Beschränkungen infolge der sozialen Herkunft betont.

Entwicklung in der Musik

Die im Realismus aufkommende Form des „Verismus“ schlägt sich auch im Naturalismus nieder. Aus dem Italienischen „vero“ (dt. wahr) greift der Verismus die Gegebenheiten des Naturalismus auf und zeigt eine nahezu schonungslose und sozialkritische Wiedergabe des Alltags. Oftmals werden in diesem Zusammenhang auch Erlebnisse und Lebensereignisse vertont.

Bei veristischen Opern kommt es oftmals zu einem gesteigerten Realismus – ein typisches Kennzeichen des Naturalismus. Aus diesem Grund ist das Handeln der auftretenden Personen von Leidenschaft geprägt. Ergänzt wird dies mit weitgespannter Melodik sowie einer raffinierten Orchestration. Die Schauplätze, welche im Opernstück vorkommen, werden malerisch dargestellt, doch kommt es auch zu ungeschminkten Darstellungen die auch teilweise grausam erscheinen können. Zu den beliebtesten Schauplätzen gehörte unter anderem die französische Revolution zur Zeit Napoleon Bonapartes, aber auch der Ferne Osten und die italienische Renaissance werden gerne zum Thema gemacht.

Komponisten

Zu den bekanntesten Komponisten zählen einerseits Giacomo Puccini, Nikolai Rimski-Korssakov sowie Peter Iljitsch Tschaikowsky. Die drei genannten Personen hatten überaus großen Einfluss auf ihre Epoche, sodass sie zahlreiche Sinfonien, Opern als auch Chorwerke komponierten und zusammenstellten. Puccini schuf während seiner vierzig jährigen Karriere insgesamt zwölf Opern. Die geringe Werkzahl ist damit begründet, dass er bereits in frühen Jahren einen großen Erfolg zu verzeichnen hatte und aus diesem Grund seinen Wohlstand genoss, indem er viel reiste und teure Autos einkaufte.

Auf Nikolai Rimski-Korssakov gehen 15 Opern, drei Sinfonien und unzählige Orchesterwerke zurück. Im Hinblick seiner Opern wurde zwischen historischen und fantastischen Stücken unterschieden. „Das Märchen von Zaren Saltan“ und „Kaschtschei der Unsterbliche“ gehören unter anderem zur Gattung der von Rimski-Korssakov geschaffenen Märchen. Als Besonderheit ist bei Nikolai Rimski-Korssakov hervorzuheben, dass er zwei verschiedene Arten hatte, um seine musikalische Sprache auszudrücken. Dazu gehörte zum einen die lyrisch-diatonische Art, teilweise mit Zitaten aus der russischen Volksmusik, und zum anderen die chromatisch-hochartifiziell gestaltete Methode, welche oftmals auf Basis der Ganztonleiter für einige magische Gestalten genutzt wurde.

Peter Iljitsch Tschaikowsky ist bekannt für seine vielgestaltigen Opern, angefangen mit „Undina“, „Mazeppa“ bis hin zu „Die Zauberin“. Hinzu kommen seine Ballettstücke mit „Schwanensee“ sowie „Dornröschen“. Wie bereits bei den vorherigen Komponisten, erschuf auch Tschaikowsky eine Vielzahl von Sinfonien, Schauspielmusikstücken und weiteren Orchesterwerken. Außerdem betätigte er sich in der Kammermusik und schuf Klavierwerke für zwei, aber auch vier Hände. Nach Tschaikowsky wurde überdies der für junge MusikerInnen entscheidendste internationale Wettbewerb benannt. Dieser wird alle vier Jahre unter dem Namen „Tschaikowski-Wettbewerb“ in der Hauptstadt Moskau veranstaltet.

Beispiele des Naturalismus in der Musik

Zum einen sind hierbei die bekanntesten Werke von Tschaikowsky zu nennen, da er nicht nur „Schwanensee“ komponierte, sondern auch das bekannte Stück „Der Nussknacker“. Hinzu kommt die von Rimski-Korssakov entwickelte Sinfonie „Scheherazade“ und die von Puccini komponierte Oper „Le ville“ oder das Drama „Edgar“.