Liedanalysen gleichen in ihren Grundzügen den Analysen von Gedichten. Es geht darum, ein Musikstück genauer unter die Lupe zu nehmen. Dabei spielt das subjektive Empfinden über das Lied meist keine Rolle, sondern es geht darum, analytisch vorzugehen. Nicht zu verwechseln ist die Liedanalyse mit der Interpretation eines Musikstücks.
Die Liedanalyse erfolgt immer nach dem gleichen oder einem ähnlichen Schema
Im Folgenden werden wir Ihnen darstellen, wie sich beim Schreiben einer Liedanalyse vorgehen lässt und Ihnen die Textart mit einem Beispiel näher bringen.
- Zunächst einmal stellen Sie sich die Frage nach dem Titel des Musikstücks und gegebenenfalls beschreiben Sie auch, wie das Lied zu seinem Namen kam. In dem ersten Schritt sind außerdem folgende Fragen wichtig: In welcher Zeit lebte der Komponist oder: wann wurde das Lied veröffentlicht? Gegebenenfalls: Welche gesellschaftlichen Einflüsse waren zu dieser Zeit – allgemein und im individuellen Leben des Komponisten – präsent, die sich prägend auf den Lebenslauf des jeweiligen Musikers auswirkten?
- Gibt es zu dem Musikstück einen Text? Wenn ja, wer hat diesen verfasst? Gehen Sie hier auch kurz auf den Inhalt und die Bedeutung des Textes ein. Wenn es sich anbietet, können Sie diesen in Kontext zu den gesellschaftlichen Themen oder den Lebensthemen des Musikers setzen, über die sie eventuell bereits im ersten Schritt geschrieben haben.
- Welche künstlerischen Entwicklungen haben das Lied geprägt? Also zum Beispiel: Gab es zu dieser Zeit gewisse Themen, die immer wieder in der Musik oder Kunst aufkamen? Oder einen bemerkenswerten Umbruch in der Kunstwelt? Hatte der Komponist vielleicht Kollegen, die Ihnen zu der Entstehung des Liedes inspiriert haben?
- In welcher Tonart wurde das Stück geschrieben?
- Welcher Takt kommt in dem Lied hauptsächlich zum Einsatz?
- Wie ist das Tempo des Musikstücks?
- Für welche Instrumente wurde das Lied geschrieben? Wie wurde der musikalischen Aufbau des Stücks umgesetzt?
- Und zu guter Letzt ist doch ein bisschen Subjektivität gefragt: Beschreiben Sie Ihre Empfindungen, die beim Hören des Musikstücks aufkommen.
Beispielanalyse: Eine kleine Nachtmusik
Die Serenade Nr. 13 für Streicher in G-Dur KV 525 ist eine der berühmtesten Musikstücke von Wolfgang Amadeus Mozart. Er übersetzte den Namen Serenade ins Deutsche und somit ist das Musikstück hierzulande besser unter seinen Beinamen“eine kleine Nachtmusik“ bekannt. Zu Ende geschrieben wurde das Lied im Jahre 1787 in Wien und wird somit der Epoche der Klassik zugeordnet.
Das Musikstück wurde vermutlich für die fürstliche „Kammer“ geschrieben, wie sich an der Kunstfertigkeit der Komposition ableiten lässt. Welchen Anlass Mozart hatte, die kleine Nachtmusik zu komponieren, ist unbekannt. Auch wurde diese vermutlich nie zu seinen Lebzeiten aufgeführt. Das Musikstück ist rein instrumental, das heißt, es wurde ohne dazugehörigen Liedtext komponiert. Bis ins Ende des 18. Jahrhunderts dominierte in der österreichischen Landeshauptstadt der italienische Kompositionsstil die Musikwelt. Wien wurde in der Zeit der Wiener Klassik das musikalische Zentrum Europas und zog nicht nur Mozart, sondern auch Haydn und Beethoven an. Das Stück ist in G-Dur und im 4/4 Takt verfasst. Geschrieben ist es für ein Kammermusikensemble von zwei Violinen, Bratsche, Violoncello und Kontrabass. Die Komposition klingt beflügelnd, rein und äußerst harmonisch. Das Musikstück dauert zwar nur 16 Minuten, steht in seiner Vollkommenheit einer großen Sinfonie aber nichts nach.