Einige der bekanntesten deutschen Opern sind vor allem eines: märchenhaft und romantisch. Und damit ist die Oper auch gleich in ihrem Element: Denn auf der Bühne dürfen Dinge geschehen, die in den Bereich des Fantastischen, des Magischen und des Traums gehören. Doch nicht nur die Handlungen laden ein ins Reich der Fantasie: Vor allem die Opernmusik entfaltet in diesen Werken ihre volle Wirkmacht.
Die Zauberflöte
Dass Zauberei in der bekanntesten Oper von Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) eine große Rolle spielt, besagt schon der Titel Die Zauberflöte. Doch auch Figuren wie die Königin der Nacht, magische Musikinstrumente wie ein Glockenspiel und die Zauberflöte selbst sowie sprechende Mischwesen, die halb Tier, halb Mensch (Papageno) sind, besagen, dass es in dieser Oper meist zugeht wie in einem Märchen.
Der junge Prinz Tamino soll Pamina, die Tochter der Königin der Nacht retten. Auf der Reise besteht der Prinz eine Reihe von Abenteuern, unter anderem mithilfe der Zauberflöte. Zusammen mit dem Librettisten Emanuel Schikaneder (1751–1812) verarbeitete Mozart in dieser 1791 kurz vor seinem eigenen Tod entstandenen Oper humanistische Ideale der Freimaurerei.
Hänsel und Gretel
Die nach dem gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm ausgeführte Oper von Engelbert Humperdinck (1854–1921) gehört zu den Meisterwerken der Romantik und steht an zweiter Stelle der bekanntesten deutschen Opern. Jedes Jahr, vor allem, wenn es auf Weihnachten zugeht, hat diese Oper Hochkonjunktur.
Zu der bekannten Geschichte von Hänsel und Gretel, die so bitterarm sind, dass ihre Eltern sie nicht mehr ernähren können und sie deswegen im Wald im Stich lassen, wo sie auf die böse Hexe hereinfallen, hat Humperdinck in dieser Oper unvergessliche romantische Musik geschaffen.
Zu den musikalischen Highlights dieser um 1893 entstandenen Oper gehören der Abendsegen, die Traumpantomime und der Hexenritt. Das Libretto zu dieser Oper stammt übrigens von Humperdincks Schwester Adelheid Wette (1858–1916).
Der Freischütz
Unheimlich und düster – der Freischütz ist ebenfalls eine romantische Oper, die – wie es musikalisch bereits in der Ouvertüre anklingt – den Pakt mit dem Bösen zum Thema hat. Das von Carl Maria von Weber (1786–1826) komponierte Werk handelt von Max, einem Jäger, und seinem Vertrag mit dem Teufel.
Max glaubt so seine geliebte Agathe zur Frau gewinnen zu können. Nicht nur geht es um die berühmten „Freikugeln“, die mithilfe des Teufels gegossen werden, sondern auch um Max‘ Gegenspieler Samiel sowie um Vorstellungen aus Volkssagen wie die Wilde Jagd. Das Libretto stammt von Johann Friedrich Kind (1768–1843).
Der Fliegende Holländer
Auch die Oper Der Fliegende Holländer speist sich aus einer deutschen Volkssage. Die Oper wurde von Richard Wagner (1813–1883) komponiert und erzählt die Geschichte eines verzweifelten Mannes, der dazu verdammt ist, mit seinem Geisterschiff für immer die Weltmeere zu umfahren, bis ihn Senta, die Tochter des norwegischen Seefahrers Daland, erlöst. Die Geschichte hat einen realen Hintergrund:
die historische Figur des Kapitäns Bernard Fokke, einem im 17. Jahrhundert in den Niederlanden lebenden Seefahrers, dem man wegen seiner ungeheuren Schnelligkeit mit Misstrauen begegnete. Als er eines Tages verschwand, glaubte man, Fokke habe der Teufel geholt. Für diese romantische, 1843 uraufgeführte Oper wurde Wagner auch durch Wilhelm Hauffs Märchen Das Geisterschiff angeregt.
Lohengrin
In einer weiteren romantischen Oper verarbeitete Richard Wagner (1813–1883) Motive aus der Sagenwelt und aus der mittelhochdeutschen Literatur: Lohengrin. Die Sage geht zurück auf Wolfram von Eschenbachs (1160/80–1220) Epos Parzival.
Die Handlung ist historisch im 10. Jahrhundert angesiedelt: Elsa, die Tochter des verstorbenen Herzogs von Brabant, wird beschuldigt, ihren Bruder Gottfried ermordet zu haben. Niemand mag für Elsas Unschuld bürgen, bis – wie von Zauberhand gelenkt – plötzlich ein Schwan erscheint, auf seinem Rücken ein edler Ritter: Lohengrin.
Er bezeugt nicht nur Elsas Unschuld, sondern er heiratet sie auch. Lohengrin hat seine Herkunft vor allen verborgen und als Elsa ihre Neugier nicht mehr zügeln kann und wissen will, wer ihr Gatte ist, verliert sie ihn. Lohengrin ist ein Gralsritter, einer der im Namen des Heiligen Grals ausgesandt wird, Unschuldige zu beschützen. In dem Moment, da Lohengrin Elsa seine Identität preisgegeben hat, muss er sie verlassen.