Indianische Musik ist für das an Charts-Hits und Evergreens gewöhnte Ohr fremdartige Musik. Die benutzten Klänge und gesungenen Texte folgen einem Schema, welches nicht modernen Notenstandards oder postkolonialistischen Narrativen folgt. Indianische Musik gründet in einer Lebensanschauung, die Geist und Körper, Leben und Tod nicht als getrennte Dinge sieht. Jeder Ton – ob mit Instrument oder Stimme erzeugt – erinnert an die universelle Kraft, die das Leben schafft. Indianische Musik ist somit zeremoniell und wird in der Kultur der indigenen Bevölkerung Nordamerikas noch immer als heiliges Werkzeug verwendet.

Musik, in der sich die Essenz des Lebens ausdrückt

Kraftlieder. Heilungslieder. Naturlieder. So werden indianische Lieder genannt. In jedem Lied steckt die Essenz des Lebens ausgedrückt durch die Verbindung zu den Elementen, die in der indianischen Kultur während des Gesangs und Musizierens hervorgehoben wird.

Ein Instrument, das in keinem indianischen Lied fehlen darf, ist die Trommel. Der Schlag der Trommel symbolisiert hier den Puls des Lebens. Unzählige Trommelschläge können gespielt werden. Allesamt einem unterschiedlichen Takt folgend bilden sie gleichzeitig ein harmonisches Zusammenspiel. Ein Grundschlag ist klassischerweise vorhanden. Dieser Grundtrommelschlag wird auch Heartbeat genannt, da er den andauernden Herzschlag des Lebenskörpers versinnbildlicht.

Ein weiteres Instrument, das fester Bestandteil der indianischen Kultur ist, ist die Flöte. Berichte von Indigenen Nordamerikas besagen, dass früher die indianische Flöte von den Männern um den Hals getragen wurde. So war sie immer griffbereit, um mit ihren schönen Klängen um die Frau zu werben, an die sich das Herz gehangen hatte. Zudem ist der Klang der Flöte sehr emotional und wurde daher viel zur Begleitung von Trauerprozessen gespielt. Flötenlieder werden von manchen indigenen Bevölkerungsgruppen auch „Wolf-Lieder“ genannt.

Musik als Kraftspender in hellen und dunklen Momenten des Lebens

Musik begleitete die indianischen Völker vor und nach der Zeit der europäischen Invasion in jeglichen Lebensmomenten. Sie war ein Begleiter für zeremonielle Tänze und heilspendende Riten. Schamanen und Heiler sowie Heilerinnen bedienten sich der kulturell fest verankerten Musik ihrer Bevölkerungsgruppe, um ihre Handlungen in ihrer Wirkkraft zu intensivieren.

Wenig Lieder der indianischen Stämme sind beim Namen bekannt. In den Weiten des Internets finden sich dennoch unzählige Flöten- und Trommellieder, die teilweise auch von den Stimmen der Indigenen begleitet werden.

Lied der Wildrose – Sioux

„Lied der Erde
Alles, was lebt, ist ihr Lied
Alles, was stirbt ist ihr Lied
Auch der Wind, der da weht, ist ein Erdenlied,
und die Erde will all ihre Lieder singen.“

Diese Zeilen sind das „Lied der Wildrose“ aus der Bevölkerungsgruppe der nordamerikanischen Sioux stammend.

The Hunt – Jana Mashonee

Dieses kraftvolle und antreibende Lied wird von der Künstlerin Jana Mashonee gesungen. Trommelklänge, Rasseln und das Knurren von wilden Wölfen begleiten ihre leidenschaftliche Stimme.

A-La-Ke – Tatanka

Dieses Lied der nordamerikanischen Indigenen der Tatanka besteht aus vielen pathetischen Anrufen, die keinem Text folgen und keine kohärente Geschichte erzählen wollen. Wie für die Lieder der zahlreichen indigenen Bevölkerungsgruppen Nordamerikas üblich wird hier das Herz ausgeschüttet und eine Verbindung mit der unsichtbaren Welt hergestellt. Musik fungiert als Brücke zu den Dimensionen der Seele, des heiligen Geistes und des universellen Lebens selbst.

Clouds of Sunset – Wuauquikuna

Wuauquikuna ist ein Brüderduo, welches sich der Verbreitung ihrer Herzensmusik verschrieben hat. Seitdem sie 16 Jahre alt sind, kreieren sie Lieder, die den Geist ihrer nordamerikanischen Heimatkultur in sich tragen.

Indianische Musik kann Herzen öffnen

Indianische Musik vereint Welten und Leben. Auch wenn der Großteil an Bräuchen, Tänzen und Liedern durch die europäische Invasion des amerikanischen Kontinents verloren gegangen bzw. vernichtet worden sind, ist indianische Musik nicht ausgestorben. Einzelne Künstler und Künstlerinnen indigener Bevölkerungsgruppen haben es sich zur Lebensaufgabe gemacht, diese kraftvolle Musik am Leben zu erhalten. Auch immer mehr Menschen des sogenannten Westens lernen auf Reisen durch Nordamerika diese andere Musik kennen und verbreiten sie mittlerweile in Sing- und Gebetskreisen in Europa. Indianische Musik ist allemal ein Reinhören wert und hält das Potenzial, so manche verhärteten Herzen zu öffnen.