Portugiesisch ist die achthäufigste gesprochene Sprache auf der Welt. Weich hört es sich an, wenn jemand portugiesisch spricht. Die vielen „sch“-Laute lassen auf afrikanische Einflüsse schließen, was nicht ganz abwegig ist, wenn man bedenkt, dass Staaten wie Angola, Mosambik oder Guinea-Bissau über 500 Jahre portugiesische Kolonialmächte waren. Um sich mit einer Sprache vertraut zu machen, sollte man sich deren landestypische Lieder anhören. Der Weg zur portugiesischen Mentalität, der Gefühle und Stimmungen führt alleine über die Musik. Und zu Fado, wie der am häufigsten in Verbindung zum Portugiesischen gebrachte Musikstil heißt.

Sie werden erstaunt sein, welch einzigartige Komposition ihre Ohren streichelt und ihr Herz umarmt

Fado. Das bedeutet so viel wie „Schicksal“. Und vom Schicksal handeln die meisten melancholischen, oft schwermütigen Chansons. Die Liebe hat darin eine Rolle, meistens die Unglückliche. Die Vergangenheit wird besungen, das Gestern und wie golden der Pinsel der Vergangenheit doch malt. Doch denken Sie bloß nicht, dass alle Portugiesen deprimierte Menschen sind. Das sind sie keineswegs. Jedoch drückt der Fado das aus, was der Portugiese fühlt, wenn er mit sich und der Welt alleine ist, des Abends aus seinem Fenster auf die ins Abendrot getauchte Stadt schaut und die Sehnsucht nach vergangenen Tagen am Größten ist. Die mitunter bekanntesten Künstler dieses Genres sollten Sie definitiv kennen.

Amália Rodrigues

Weiche Mollmelodien mit arabischen Elementen zeichnen Rodrigues‘ Musik aus. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend umgab sie immer diese Schwermut, die sich in ihren Liedern wie ein Schleier niederließ und die sie gleichzeitig so erfolgreich machten. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere Ende der Fünfziger Jahre sang sie auf sämtlichen großen Bühnen. Unvergessen dabei ihr Auftritt in der Pariser Music Hall Olympia. Sie war ein internationaler Star und jeder riss sich um die von Natur aus traurige Künstlerin. Amália Rodrigues verstarb im Jahre 1999 dort, wo sie auch geboren wurde. In Lissabon. Das 2003 post mortem erschienene Album „The Art of Amália Rodrigues“ war 38 Wochen in den portugiesischen Charts.

José Afonso

Zeca. So nannte man ihn üblicherweise. Seine Lieder waren seinerzeit nicht ganz so schwermütig, wie der ursprüngliche Fado, wenngleich seine Musik nicht weniger bedeutend ist. Zur Zeit der Nelkenrevolution 1974 war sein Lied „Grandola“ stellvertretend und erlangte große Bekanntheit. Im Großen und Ganzen ging es darin um Frieden. Ein friedliches Miteinander, getreu dem Motto „An jeder Ecke ein Freund“ – „Em cada esquina um amigo“. Zeca war der Revoluzzer unter den portugiesischen Sängern. Zeit seines Lebens stellte er sich gegen jegliche Art von Diktatur und unterstützte Selbstverwaltungs-Projekte. Er war stets parteilos. Seine Musik hat afrikanische Einschläge, was nicht minder damit zu tun hat, dass er in Mosambik und Angola ein Teil seiner Jugend verbrachte. Viele Jazz- und Punkbands greifen noch heute auf seine vielen Lieder zurück.

Cristina Branco

Branco stellt eine der wichtigsten und erfolgreichsten portugiesischen Sängerinnen der Gegenwart dar. So ganz distanziert sich wohl kein portugiesischer Künstler jemals dem Fado, wahrscheinlich würde es einen Treuebruch mit der eigenen Kultur bedeuten. Jedoch ist Brancos Musik vielseitiger als die der Vorgänger. Ihre Wurzeln lassen sich zwar nicht verleugnen, aber Cristina Branco gelingt eine einzigartige Mixtur aus Tradition und Moderne. Nicht selten holt sich die Künstlerin Indie, Pop, Punk oder sogar Rap-Künstler mit ins Boot und es entstehen ganz eigene und besondere Kompositionen. Der Erfolg spricht für sich. Ihr 2013 erschienenes Studioalbum „Alegria“ beispielsweise wurde in ihrem Land mit Gold ausgezeichnet.

Portugal und Fado. Ein Glas Wein. Über den Dächern von Lissabon. Diese Kultur und seine Musik hat so viel zu bieten. Rui Veloso, Mariza, Ana Moura. Namen, die auf der Zunge zergehen und deren musikalische Werke aufzeigen, wie nah Liebe und Schmerz beieinanderliegen.